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Zu dünn, zu reich

Bernd Schmidt in der Kronen Zeitung, 9. Februar 2001:

Ein wichtiges Thema behandelt Bettina Balàkas Jugendstück "Zu dünn, zu reich", das im Grazer Next Liberty uraufgeführt wurde: die Bulimie. Die Autorin erliegt angesichts dieses - durch prominente wie anonyme Opfer - zu trauriger Popularität gelangten "Zeitgeist"-Themas nicht der Versuchung zu moralisieren. Im Gegenteil, die Salzburgerin (Jahrgang 1966) mit Wiener Wohnsitz stattet die Fallstudie einer von der Fress- und Magersucht gepeinigten 17-jährigen mit einer gehörigen Portion schwarzen Humors und pointierter Sozialkritik aus. Schließlich kann das, was der "pummeligen" Vanessa da passiert, mit jeder (jungen) Frau im Zuschauerraum ebenfalls geschehen. Und Familie wie Umwelt werden vermutlich genauso, wie es auf der Bühne dargestellt wird, nicht oder falsch auf diesen Hilfeschrei reagieren, der letztlich hinter der Krankheit steckt...
Unter der einfühlsamen und mit Erfolg auf Wirkung zielenden Regie von Heimo Podversnik und in der gleich praktikablen wie stimmigen Ausstattung von Elke Kühnl und Katharina Pritz überzeugt ein engagiertes Ensemble. Da ist Angie Mautz eine Vanessa, mit der man tatsächlich mitfühlt, da spielt Gregor Schenker ihren imaginären Freund und "Berater": teils Mephisto, teils "Sommernachtstraum"-Puck, teils Märchenprinz. Alois Frank gibt einen fiesen, zu Reichtum gekommenen Grabkerzenfabrikanten, Susanne Zöllinger seine verbissene Ehefrau mit Logopädinnen-Attitüde. Eva Mayer als naives Barbiepuppen-Schwesterchen und Armin Withalm als "Prolo"-Onkel vervollständigen ein gruseliges Familien-Ambiente rund um die sympathische Kranke und ihren "(Un-)Geist". Ein wichtiges Stück, das aufklärt und auch unterhält, somit eine beachtliche Produktion.


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